Trekking in Langtang Teil II
21./22.5. Kyanjin Gompa nach Thulo Syabru
Für den Rückweg talabwärts plane ich wieder zwei Tage ein, ich übernachte in einem Guesthouse in Goda Tabela auf 3000 m Höhe, das mir auf dem Hinweg wegen seiner Lage mit Aussicht aufgefallen ist. Leider sind die Betreiber sehr unmotiviert und das Essen ist lausig, mit der Tochter unterhalte ich mich noch länger über Schule und Studium, die einzige Möglichkeit für einen höheren Schulabschluss ist für Sie das Internat in Kathmandu. Nach einem wässrigen Porridge am nächsten Morgen geht es einen anstrengenden Weg, immer auf und ab, fast bis zum Talanfang auf 1800 m. Dann biege ich nach Thulo Syabru ab und der Weg klettert steil 400 m nach oben.
Thulo Syabru ist ein größerer, auf einem Bergrücken gelegener Ort, die Einwohner betreiben Kleinlandwirtschaft auf den in Terrassen angelegten Feldern, die sich über 1000 m Höhe erstrecken und die ich später von meinem Zimmer im „Paradise“ Homestay überblicken kann.
Ich bin zu Gast bei einer Familie mit vier Mädchen im Alter von zwei bis zwölf Jahren, das zweitälteste, etwa zehn Jahre alte Kind ist allerdings ständig damit beschäftigt sauber zu machen und zu bedienen und wird auch von den anderen Kindern nicht beachtet. Im Lauf des Abends stellt sich heraus: Es ist eine Waise, die von der Familie aufgenommen wurde. Die zwölfjährige und die sechsjährige Tochter müssen am nächsten Morgen zurück ins Internat nach Kathmandu, sicher nicht einfach für eine sechsjährige nur zweimal im Jahr die Eltern besuchen zu dürfen, aber vielleicht bessere Aussichten als das Hausdienertum des Waisenmädchens.
23.5 Thulo Syabru nach Laurebina
Der Weg heute kennt nur eine Richtung: steil nach oben! Von 2200 bis auf über 4000 m Höhe, die erste Zeit zwischen den Terrassenfeldern des Dorfes, dann durch dichten Nebel und Rhododendron- und Nadelwälder bis über die Baumgrenze. In Laurebina hat nur eines von drei Guesthouses geöffnet, eine ziemliche Bruchbude mit schiefen Fenstern, entsprechend voll ist es und es wird ein geselliger Abend rund um den Ofen im Aufenthaltsraum. Draußen stürmt und hagelt es.
24.5. Laurebina nach Gopte
Morgens ist es trocken, um sieben Uhr geht es hoch zu den Bergseen von GosainKunda, der Berghang ist von kleinen Rhododendronbüschen bedeckt, die zarten, durchscheinenden, weißen Blüten werden für den tibetischen Buttertee gesammelt und getrocknet. Auf dem Weg zum GosainKunda See sind die Berge dünn von Schnee überzuckert und sehr eindrucksvoll. Der See selbst stellt ein hinduistisches Heiligtum dar und zieht im August tausende Pilger an. In GosainKunda starte ich nach einem zweiten Frühstück alleine die Überquerung des Laurebina Passes Richtung Süden über dünnen Schnee und vorbei an weiteren Seen. Auf dem 4600 m hohen Pass zieht Nebel auf und ohne Sicht geht es mehrere Stunden zwischen Felsen und Schnee in gespenstischer Stille nach unten. Überall im Langtang Nationalpark werden mit Begeisterung Treppen errichtet, als wolle man der Chinesischen Mauer Konkurrenz machen, selbst direkt nach dem Pass führen Treppen durch die felsige Einöde.
Schließlich erreiche ich gegen Mittag ein Guesthouse bei Phedi, eigentlich mein Tagesziel, aber die Hütte ist so primitiv, dass ich beschließe, nach dem Mittagessen weiter zu gehen. Ich warte noch bis um 15 Uhr, bis der Regen nachlässt. Der weitere Weg verläuft an einem steilen Berghang mit vielen Wasserfällen und Erd- und Felsrutschen und ist anspruchsvoller als alles vorher. Um 17 Uhr erreiche ich Gopte auf 3400 m Höhe, das Guesthouse ist ebenfalls eine primitive Holzhütte, Dusche gibt es nicht, nicht mal ein Waschbecken. Das Daal Bhat zum Abendessen ist nicht fertig gekocht, dafür gibt es nette Gesellschaft, eine Israelin und eine Bangladeschi, jeweils mit eigenem Guide und wir beschließen, am nächsten Tag zusammen weiter zu wandern. Die Guides sind von meinem Tagespensum beeindruckt, die Israelin hat dafür drei Tage gebraucht.
25.5. Gopte nach Magingoth
Nach den drei harten Tagen soll das eine entspannte und kurze Etappe werden. Beim Frühstück um sieben Uhr regnet es jedoch stark und so gehen wir erst um neun los. Den ganzen Weg regnet es weiter leicht, zum Mittagessen machen wir Rast in Thadepati, gegen 16 Uhr erreichen wir das einsam und idyllisch gelegene Guesthouse in Magingoth. Nicht zu früh, denn kurze Zeit später geht anhaltender, sintflutartiger Regen nieder, es scheint als ob der Monsun eingesetzt hat. Rund um den warmen Ofen ist es um so gemütlicher. Zeit um Notizen zu den letzten Tagen zu machen und sich zu unterhalten.