Zum Kloster Phuktal

Etwa 40 km südlich von Padum liegt das bekannte Felsenkloster Phuktal. Der Weg dorthin war einst Teil einer populären Trekkingroute über 20 Tage von Lamayuru im Norden über Padum nach Darcha im Süden. Diese wird jetzt für militärische Zwecke (zur Verteidigung Ladakhs gegen China) gerade als Straße ausgebaut. Das abgeschiedene Zanskar wird damit auch von Süden, von Manali erreichbar sein.
In Karsha bekomme ich am frühen Morgen schon nach fünf Minuten eine Mitfahrgelegenheit nach Padum, dort nimmt mich am Ortsausgang ein LKW mit, angeblich fährt er fast bis zu meinem Ziel Purne. Leider hat der Fahrer keine Ahnung und nach gut zehn km ist dann schon an einer Baustelle Schluss. Ich gehe zu Fuß weiter, am Kloster Munay sehe ich in einiger Entfernung einen Unfall, ein Pickup ist einen Hang hinunter und auf dem Dach zu liegen gekommen, die Hupe tönt noch, um den Wagen stehen in rot gekleidete Mönche aus dem benachbarten Kloster, davor liegen Körper. Es erfordert etwas Überwindung um als nächste Mitfahrgelegenheit in einen ebensolchen Pickup zu steigen, aber auch diese Fahrt endet nach nur fünf km im Ort Reru. Dort endet die geteerte Straße und ich wandere auf der staubigen Schotterpiste weiter, der Straßenbau hat die Gesteinsschichten freigelegt, die Tonschichten sind für den feinen, manchmal 15 cm hohen Staub verantwortlich.

Es ergibt sich für die nächsten 20 km keine weitere Mitfahrgelegenheit bis vor dem Dorf Cha, wo ich übernachten will, wieder ein Pickup hält. Auf der Ladefläche stehend und mit weichen Knien die unebene Piste ausbalancierend, immer knapp am Abgrund vorbei ist das wohl der aufregendste Teil des Tages. Der Fahrer nimmt mich mit bis zu einem zur Straße erweiterten Wanderweg der nur noch eine Stunde vom Kloster entfernt ist, dort soll es ein schönes Guesthouse geben. Nach einem Kilometer ist leider wieder Schluss, der Bagger, der den Weg erweitert, hat den Übergang zerstört, um auf den schmalen Pfad zu gelangen müsste ich den vom Bagger verursachten steilen Abraum hinunter, lebensgefährlich. Also umdrehen und den gesamten Berg wieder fünf km hinunter bis Purne.

Als ich das Guesthouse dort erreiche bin ich zu erschöpft um weiter zu suchen, ich habe die Wahl zwischen schmuddeligem Zelt, einem schmutzigen Zimmer in einem alten traditionellen Gebäude, das eher wie ein Stall aussieht und einem Zimmer in einem modernen Gebäudeteil, an dem gerade gebaut wird. Ich hätte nicht erwartet, dass ich nach dem schimmeligen Hostel in Lahore/Pakistan noch eine schlimmere Unterkunft finde. Als ich nach einem Spaziergang zur vereinbarten Essenszeit um 20 Uhr zurück komme ist niemand von der Familie anzutreffen, im Flur liegt eine leere Whiskyflasche. Die südindischen Bauarbeiter deuten auf eine Tür, als ich klopfe und nach dem Essen frage, kommt die ganze Großfamilie volltrunken aus dem dunklen Zimmer. Beim Essen in meinem Zimmer macht sich dann verschiedenstes Käfergetier bemerkbar, zu spät um in der Dunkelheit erneut auf Zimmersuche zu gehen, bleibt nur zu hoffen, dass es sich um ungefährliche Kleintiere handelt, der Schlaf wird unruhig. Was für ein abenteuerlicher Tag!
Beim ersten Tageslicht breche ich ohne Frühstück auf, nur weg von diesem elenden Haus.

Nach zwei Stunden Wanderung durch das Flusstal, das Wasser ein unwirkliches Türkis, ist bereits das Kloster erreicht, auch wenn der Pfad am Schluss ein paar Schwierigkeiten bereit hält. Beim dortigen schönen Guesthouse wird das Frühstück nachgeholt und ich entscheide mich, mir Zeit zu nehmen und dort eine Nacht zu verbringen. Das an einer Felswand klebende und zum Teil in eine große Höhle hinein gebaute uralte buddhistische Kloster ist leider genau wie Karsha leer, die Mönche haben gerade Urlaub. Die Lage und die umgebenden farbigen Sandsteinmasssive sind dennoch spektakulär und das trockene klare Wetter ein Traum zum fotografieren. Auf der anderen Flussseite befindet sich ein kleines idyllisches Dorf.

Im Guesthouse treffe ich zwei Backpacker die seit zwei, respektive sieben Jahren unterwegs sind und eine britische Familie, auch ganz schön mal wieder Kontakt zur europäischen Heimat zu haben und Reisegeschichten auszutauschen. Am nächsten Tag wandere ich mit den zwei Backpackern zurück, wir haben Glück und finden ein Taxi zurück nach Padum, die drei Stunden Gerüttel auf der unfertigen Straße sind allerdings fast so anstrengend wie der Fußmarsch zwei Tage zuvor.