Lettland, Liepaja!

An der lettischen Grenze endet der angenehme Fahrradweg, dafür gibt es die gleichen rücksichtslosen Auto- und LKW- Fahrer wie in Litauen. Die ersten 50 km Schnellstraße in Lettland bis Ljepaia/Liebau bei Sturmböen von der Seite sind nicht ohne.

Was für eine Stadt! Unterschiedlichste Architektur in allen Stadien des Verfalls, geflickt, ausgebessert, sich selbst überlassen. Traditionelle Holzhäuser, Jugendstil, Platten aus der Sowjetzeit. Altes Pflaster, Hinterhöfe und große, leere Plätze. Im Licht des Nachmittags und Abends wirkt alles wie aus der Zeit gefallen. Und wie ausgestorben.

Die Stadt wurde im Krieg kaum zerstört, aber die Bevölkerung durch Deportationen dezimiert. Aus heutiger, westlicher Sicht: Unglaublich viel Potential und Freiraum, manches ist bereits sichtbar, für mich als Fotograf der faszinierendste Ort bisher.

Erinnert mich an meine Leipziger Zeit, Liepaja hat allerdings 10 km Sandstrand und gilt als windigste Stadt Lettlands, was ich bestätigen kann.

Im Norden ein ganzes Viertel aus Plattenbauten rund um eine gigantische ehemalige Textilfabrik, die Unterwäsche für die gesamte Sowjetunion herstellte, die Männer arbeiteten im Hafen nebenan.

Und noch weiter nördlich: Karosta war eine zaristische, später sowjetische Militärzone mit Militärgefängnis (Führungen mit Drill), orthodoxer Kirche, Plattenbauten und einem Festungswall aus Beton, der vom Meer aufgefressen wird.