Im Hügelland

Ich habe genug von Dauerschwitzen und Strand und bin neugierig auf das Landesinnere.
Ella liegt inmitten von steilen Hügeln und Teeplantagen auf 1000 m Höhe, hat ein angenehmes Klima und es scheint, dass jedes Haus hier Guesthouse, Shop oder Restaurant ist, das Zentrum ist eine Art Mini-Ballermann und tatsächlich sind vor allem junge Reisende hier. Am ersten Tag spaziere ich zu einer bekannten Eisenbahnbrücke und zu Little Adams Peak. Dort fällt mir auf, dass steile Felsabbrüche oft durch üppige Grasbüschel verdeckt werden und es keine Sicherung gibt. Zurück im Hostel erfahre ich am Abend, dass ein junger deutscher Tourist am selben Tag an einem Wasserfall zu Tode gestürzt ist.

Das Hostel hat eine Dachterrasse mit einem Blick auf „Ella‘s Rock“. Am nächsten Tag, auf dem Weg zum Gipfel treffe ich zwei junge, etwas desorientierte Landsfrauen, und gehe mit ihnen zusammen hinauf. Wir wählen einen alternativen Abstieg, der uns in ein kleines Bauerndorf mit terrassenförmig angelegten Gemüsegärten und Reisfeldern führt, eine kleine Parallelwelt ohne Touristen.

Am Nachmittag besuchen wir zusammen eine Teefabrik, wo die frisch geernteten Blätter des Teestrauchs zu ceylonesischem, fermentierten  Schwarztee verarbeitet werden. Es tut gut sich wieder bewegen zu können ohne vor Hitze zu zerfließen.

In allen Reiseführern und Blogs wird die Zugfahrt durch die Berge, von Ella nach Kandy (oder umgekehrt) als absolutes Highlight einer Sri Lanka Reise beschrieben. Am nächsten Tag fahre ich eine kurze Etappe, bis nach Ohiya, einem winzigen, von Wald umgebenen Dorf auf 1700 m Höhe. Um einen Sitzplatz zu bekommen muss man entweder Monate im Voraus reservieren oder flinker sein als ich, so stehe ich die knapp zwei Stunden. Leider beschneiden die Fenster meinen Ausblick, der deshalb eher wenig spektakulär ist.

Nach meiner Ankunft unternehme ich eine Wanderung durch eine verwilderte Bio-Teeplantage, ohne GPS würde ich die überwachsenen Pfade nicht erkennen.
Ohiya liegt günstig für den Besuch des Nationalparks Horton Plains, einer Hochebene  auf 2000 m mit Grassteppe und Nebelwald. Die bekannteste Wanderung des Parks führt zu World’s End, einem Felsabbruch von 800 m. Weil normalerweise bereits am späten Vormittag Wolken die Ebene einhüllen, startet man zum Sonnenaufgang.

Als ich nach einer kühlen Tuk Tuk Fahrt um sieben Uhr mit der Wanderung beginne, sind die Wolken schon da und verleihen der von krüppligen Rhododendren durchsetzten Grasebene eine magische Atmosphäre, die mich an Schottland  erinnert. Um elf bin ich zurück am Besucherzentrum und will eine zweite Wanderung beginnen, aber der Nebel hat sich zu Nieselregen entwickelt. Das Handy hat keinen Empfang, so stelle ich mich zwei Stunden unter, bis sich endlich eine Mitfahrgelegenheit zurück ins Dorf ergibt.