Trekking von Rumtse zum See Tso Moriri

Tag 1, Rumtse nach Kyamar
Am ersten Tag unseres Treks zum See Tso Moriri geht es auf einem Jeeptrack durch eintönige Landschaft zum ersten Camp Kyamar auf 4500 m Höhe. Eigentlich sollten uns die Packpferde begleiten, was nicht klappt, eine von vielen organisatorischen Pannen. Kaum angekommen überrascht uns ein Hagelschauer der erste Schlammfluten auslöst und den zugemüllten Bach und damit unser Trinkwasser verunreinigt. Denkwürdig der Ernst gemeinte Kommentar unseres herrischen Guides, keinen Lärm zu machen, sonst würde das Wasser in unsere Richtung fließen. Das passiert dann auch ab drei Uhr nachts und der Schlamm fließt nun unter unseren Zelten durch und durchnässt Matratzen, Schlafsäcke und Kleidung.

Tag 2, Kyamar nach Tisaling
Team und Equipment des teuren Trekking Veranstalters scheinen völlig inkompetent oder unzureichend, unser völlig ahnungsloser Guide hat noch nicht einmal die Wettervorhersage für den Trek studiert. Wir diskutieren den Abbruch der gerade begonnenen Wanderung. Nachdem uns die Morgensonne trocknet und ein Frühstück den Bauch füllt, entscheiden wir uns die anstehende Tagesetappe durchzuführen um ggf. dann bei weiteren Problemen umzukehren.
Der Aufstieg zum ersten von sechs Pässen ist eher langweilig, aber dann bietet sich ein Panorama gewellter, vielfarbiger Berge und da das Wetter hält, wird der Abbruch abermals verschoben. Die Packpferde mit unserem Gepäck, den Zelten, Küchenausstattung und Verpflegung sind inzwischen eingetroffen, eines ist hochschwanger, ein anderes schwer verletzt, der Guide fragt uns ob wir Antibiotika für das Pferd haben (!), da wir alle keine Pferdemedikamente mitführen, bleibt das arme Tier unversorgt.

Tag 3, Tisaling nach Ponganagu
Aus den Bergen kommend öffnet sich schon bald der Blick in die weite Ebene des Tso Kar Salzsees. Zum Camp geht es noch Kilometer lang durch Wüste bis dann ganz plötzlich eine kleine Wasserquelle für ein Stück Grün sorgt. Der weite Blick auf die Ebene ist faszinierend und wechselt ständig, mehrere Stupas verdeutlichen den spirituellen Charakter dieses Ortes. Gewaltige Wolkenstimmungen verstärken den Eindruck noch. Nachts stürmt es kräftig und es regnet teilweise.

Tag 4, Ponganagu nach Nuruchan
Ein 18 km langer, ebener Trek quer durch die Ebene, vorbei am Salzsee Tso Kar und dann ewig durch die Wüste bis zum Ansatz der Berge, ohne Trinkwasser auf dem Weg. Der Weg durch die Steinwüste, immer das Ziel, die Berge im Blick, scheint endlos, als würde die Landschaft psychologische Spiele mit der Wahrnehmung veranstalten. An den Wiesen am See wird das verletzte und abgemagerte Pferd zurück gelassen, es begleitet uns noch eine Weile und wiehert andauernd, zum ersten Mal seit Beginn des Treks, dann wendet es und läuft zu den grünen Wiesen zurück, eine merkwürdig anrührende Abschiedsszene. Die vorigen Tage haben sich die übrigen Pferde von ihm abgesondert, die Pferdekarawane wird auf dem Rückweg wieder vorbei schauen und es einsammeln, wenn es dann noch lebt.
Im Camp dann Blick auf Berge mit kleinen Gletschern, der Gletscherfluss, unser Wasser, ist schlammig. Morgen ist Vollmond.

Tag 5, Nuruchan nach Gyamar Barma
Dieser Tag verspricht der Höhepunkt des Treks zu werden. Knapp 20 km, über einen 5400 m hohen Pass und dann die Übernachtung auf 5200 m. 
Um acht Uhr geht es los, zuerst über einen Minipass, dann durch ein langes, wüstenhaftes Tal zum Pass, der Blick zurück zeigt die Ebene rund um den Salzsee und den Weg der letzten drei Tage. Auf der anderen Seite des Passes öffnet sich ein weites, kahles Tal mit einigen Schneefeldern auf den angrenzenden Bergen. Tatsächlich ist die Landschaft nicht sehr abwechslungsreich, aber die Weite beeindruckt. Der Koch kommt mit einiger Verspätung ins Camp, es geht ihm schon die ganzen letzten Tage nicht gut, der Guide macht sich über ihn lustig. Den ganzen Tag haben wir blauen Himmel mit Bilderbuchwolken, aber einen kalten Wind. Wir sehen große Wildschafe und die stolzen Kiang Wildesel, die uns aus sicherer Distanz neugierig beobachten. Bei der Pinkelpause nachts ist der Himmel klar und vom Vollmond erleuchtet, in den frühen Morgenstunden wird es kühl. Zwischendurch liege ich wach und schnappe nach Luft, ist aber eher psychologisch denn körperlich.

Tag 6, Gyamar Barma nach Gyamar
Am Morgen ist es grau und durchgehend bewölkt, das Wasser des Gletscherflusses ist jetzt wieder klar. Gleich am Morgen müssen wir wieder über 5400 m um ins benachbarte Tal abzusteigen, nach 7 km haben wir bereits unser Tagesziel erreicht und schlagen wieder auf 5200 m Höhe die Zelte auf. Inzwischen hat es aufgeklart, blauer Himmel, und es ist warm. Dank der frühen Ankunft gibt es ein warmes Mittagessen und Zeit um sich mal wieder im kalten Fluss zu waschen. Ein schöner Ruhetag vor dem anstehenden letzten Wandertag. Alle sind erschöpft, sicher auch von den gruppendynamischen Spannungen der letzten Tage. Unser Trek wurde von der Agentur damit beworben, dass wir Nomaden mit ihren Yaks und Kaschmirziegen begegnen werden. Bisher Fehlanzeige, die Täler sind vereinsamt, nur an ein paar leer stehenden Winterunterkünften sind wir vorbei gekommen.

Tag 7, Gyamar nach Korzok, Tso Moriri
Am letzten Wandertag erreichen wir nach  zehn km sanftem Aufstieg den höchsten Pass der Tour (5435 m), von dem wir bereits den Tso Moriri See sehen können. Der Abstieg in das sauerstoffreichere, 4500 m hohe Korzok ist aber noch weit, der staubige Ort selbst ist dann voll mit schrecklichen Zeltcamps, der Zugang zum See versperrt und unser Zeltplatz deprimierend und stinkend.

Tag 8, Tso Moriri zurück nach Leh
Alle sind erleichtert, dass unser schlecht organisierter, teuer bezahlter Trek vorbei ist. Aber die Ausblicke über den Tso Moriri entschädigen etwas, eigentlich geht der Trek am Südende des Sees weiter, Richtung fast-Siebentausender und chinesischer Grenze, etwas fürs nächste Mal. Auf der Rückfahrt sehen wir dann doch noch Nomadenzelte und stoppen für einen Tee, wir sind beeindruckt von der Zubereitung, die Dose mit einem Rest Kondensmilch wird als Ganzes in den Topf geworfen und mit gekocht. Das enge Sandsteintal weist tolle Formationen auf, ich bin im engen Minibus auf der holprigen Straße allerdings damit beschäftigt, mir nicht am niedrigen Dach den Schädel einzudrücken. In Choglamsar, einem Vorort von Leh ist alles festlich geschmückt, am Vormittag ist der Dalai Lama aus Dharamsala eingetroffen.