Trekking auf dem Annapurna Circuit Teil II

25.4. Braka/Manang nach Khangsar
Manang mit seinen vielen Hotels und Läden ist einer der Hauptorte auf dem Circuit, hier endet der Jeeptrack und das Telefonnetz/Internet und der lange Aufstieg zum Thorung La Pass beginnt, außerdem beginnen hier verschiedene Wanderungen die sich als Höhentraining für die Passüberquerung anbieten. Wir genießen den Luxus von Cappuccino und frischem Gebäck (immerhin habe ich heute Geburtstag!), verweilen aber nicht lange, sondern machen uns auf nach Khangsar. Ziel der nächsten Tage ist der 5000 m hohe Tillicho Lake. In unserem Teahouse in Khangsar verarbeitet unsere Gastgeberin tagsüber stundenlang singend Milch zu Butter, abends versammeln sich die männlichen Dorfbewohner um den Ofen, scheinbar verfügt unser Haus als einziges über elektrisches Licht, das restliche Dorf ist dunkel.

26.4. Khangsar zum Tilicho Basecamp
Vor diesem Teil des Weges haben wir großen Respekt, denn es gilt einige Steinschlag gefährdete Abschnitte zu passieren, üblicherweise wird es erst am Nachmittag mit aufkommendem Wind gefährlich, wir starten deshalb früh am Morgen und kommen bald am über 4000 m hohen Basecamp an. Nachmittags zieht es zu und es beginnt zu schneien. Alles versammelt sich um den warmen Ofen im Aufenthaltsraum, vielen Leuten sind wir in den Tagen vorher bereits begegnet, es ist gemütlich aber wir machen uns Sorgen ob wir am nächsten Tag in der Lage sein werden zum See aufzusteigen.

27.4. Basecamp zum Tilicho Lake auf 5000 m und zurück
Am nächsten Morgen um fünf enthüllt das erste Licht eine verschneite Landschaft, wir starten deshalb erst gegen sieben, die Intensive Sonnenstrahlung trocknet die Wege, erst ganz oben müssen wir einige Schneefelder überqueren um zum zugefrorenen, fast vier Kilometer langen See zu gelangen. Ein erster Test für den noch 400 m höheren Thorung La Pass und das erste Mal, dass ich mich auf so einer Höhe bewege, man geht wie in Zeitlupe, versucht Atmung und Anstrengung anzugleichen. Die Wanderung stimmt uns zuversichtlich, dass wir dem Pass gewachsen sind. Zum Mittagessen sind wir im Basecamp zurück und erholen uns bei strahlender Sonne von der Strapaze.

Die Essenspreise in den Teahouses steigen mit zunehmender Höhe und Isolation (entsprechend höheren Transportkosten) und sind angeglichen um Konkurrenzkämpfe zu vermeiden. Das Angebot ist umfangreich und umfasst auch viele westliche Gerichte wie Pasta und Pizza, was nicht immer gelingt und auf Dauer etwas eintönig ist, da es überall das gleiche gibt, viel schöner wäre es, könnte man in jedem Teahouse kulinarisch etwas neues entdecken. Eine sichere Nummer ist Daal Bhat, Reis mit Daal und Gemüsecurry und beliebig Nachschlag, die meisten Nepalis und  manche Wanderer ernähren sich fast ausschließlich davon.

28.4. Tilicho Basecamp nach Yak Kharka
Früh am Morgen überqueren wir die riskanten Abschnitte zurück Richtung Khangsar, biegen aber vorher in Shree Kharka ab und bleiben auf knapp 4000 m Höhe. Auf einem schönen Pfad, vorbei an Weideflächen mit Yaks überqueren wir einen Bergrücken mit tollen Blicken Richtung Manang und Richtung Pass, steigen dann in ein Tal ab um auf den Hauptweg zum Pass zu gelangen und übernachten im verschlafenen Yak Kharka.

29.4. Yak Kharka nach Thorung Phedi/Lowcamp
Der letzte Tag vor der Passüberquerung, Ziel ist das Highcamp auf über 4900 m. Heute fällt mir das gehen richtig schwer, deshalb entscheide ich mich im Lowcamp 400 m tiefer zu übernachten und treffe meinen Trekkingpartner am nächsten Morgen. Am Nachmittag gehen wir zum Training 200m höher, zurück im Camp zieht Nebel auf, wieder schneit es leicht, es wird spannend, wie wird es am nächsten Morgen aussehen?

30.4. Lowcamp über Thorung La Pass nach Muktinath/Ranipauwa
Frühstück um 4:30, Porridge, wie immer. Um fünf Uhr starten wir zum Highcamp, das wir bereits eine Stunde später erreichen, das gehen fällt viel leichter als am Vortag. Nach einem heissen Tee geht es weiter Richtung Pass. Die Strecke zieht sich, das Atmen fällt schwerer, aber der Pfad ist völlig frei von Schnee. Um neun Uhr erreichen wir den mit Gebetsfahnen geschmückten Pass und fallen uns stolz und erleichtert in die Arme. Einige Wanderer brechen in Tränen aus, emotionale Momente. Leider bleiben uns große Ausblicke auf die umliegenden Berge verwehrt, es ist bewölkt, erste Schneeflocken fallen und wir beeilen uns mit dem 1600 m Abstieg, der anstrengender ist als der erste Teil, aber das Wetter bleibt trocken. Die Wanderer, die am nächsten Tag die Überquerung machen geraten in einen Schneesturm. Wir treffen sie in Muktinath an unserem Ruhetag im Hotel Bob Marley, das uns nach den spartanischen Hütten der letzten Tage wie Luxus vorkommt.