Im Swat Tal

Beim Boarding des Busses in Peshawar werde ich auf Waffen abgetastet, anschließend läuft jemand mit Videokamera durch den Bus und filmt die Gesichter aller Passagiere. Vor knapp 15 Jahren war das Tal zeitweise unter Kontrolle der Taliban.

Swat/Mingora ist eine riesige Müllkippe, in die man Häuser, Straßen und den namensgebenden Fluss hinein gesetzt hat. Bekannt auch als Kleine Schweiz, erinnert mich der Ort mit seinen Abgasen, dem nicht endenden Verkehrslärm und in seiner Hässlichkeit eher an Karatschi. Die Tausenden mit LPG Gas fahrenden, eintaktigen Motorrad-Rikschas stoßen milchige Abgaswolken aus, durchs ganze Tal zieht sich eine einzige Blechschlange, die wahnsinnigen Überholmanöver setzen einen neuen Superlativ, und auf meiner Reise habe ich schon viel Irrsinn auf den Straßen erlebt. Im Bus stoße ich auf der Hinfahrt unbewusst alle paar Sekunden laute Schreckenslaute aus.
Genug der Tirade, gerechterweise muss ich sagen, dass ich es in den eineinhalb Tagen nicht ins nördliche Swattal oder in einsame Bergregionen geschafft habe, ist also nur eine lokale Momentaufnahme. Und die Leute sind wieder sehr freundlich, gleich dreimal werde ich eingeladen, verbringe mit einem jungen Restaurantbesitzer und seinen Freunden und Cousins gleich mehrere Stunden und werde in der Dunkelheit auf dem Motorrad nach Hause chauffiert.

Und auf ein paar überraschende Momente treffe ich doch noch. Im größtenteils trockenen Flussbett kauern Grüppchen von Männern an den verbliebenen Rinnsalen und waschen Schutt aus papierenen Zementsäcken durch ein Sieb. Sie suchen im an den Fluss transportierten Abraum einer stillgelegten Mine nach kleinen Emaraten, Smaragden, wenn meine Begriffsrecherche zutrifft.

Und in einem nördlich gelegenen Dorf finde ich einen Kunsthandwerks-/Antiquitätenhändler dessen Vater in den 50ern prachtvolle, museumswürdige geschnitzte Holztüren aus der Region gesammelt hat.

im gleichen Dorf treffe ich schließlich den Restaurantbesitzer und wir fahren mit der zusammengebastelten Seilbahn, die von einer Familie auf der anderen Flussseite betrieben wird.